
Profit statt Ruhe, Obst und Blumen: Wird ein Refugium für Natur und Seele bald zur kommerzialisierten Zone?
Ich habe auf bonnweh schon des öfteren über die unglaublichen Vorgänge geschrieben, die am Rheinweg in Kessenich seit Jahren zu beobachten sind und habe auch darüber spekuliert, welche Schweinereien dahinterstecken. Nun ist es raus! Die Stadt will die Kleingärten in Kessenich an den ALDI-Konzern verscherbeln. Dann wird dieses kleine Paradies asphaltiert und ein Supermarkt draufgesetzt. Von denen gibt es ja auch noch nicht genug. Das ist aber noch nicht alles. Mit dieser hinterhältigen Aktion ist eine ganze Latte von Unverschämtheiten verbunden, für die Stadtverwaltungen ja inzwischen berüchtigt sind. Bis hin zur Korruption, auch in Bonn ..
Hier informiert der Kleingartenverein Bonn-Süd über die Vorgänge.
Zu den Fakten:
1. Die Stadt Bonn will in Kessenich einen ALDI-Markt ansiedeln, und zwar ausgerechnet auf der Fläche des dortigen Kleingartenvereins Bonn-Süd, der bei Umsetzung dieser Pläne praktisch verschwindet. Das ist an sich schon ein Skandal.

Die Gärten sind auch ein Paradies (und eine Schule) für Kinder. Aber was zählen die schon gegen Billigangebote ..
2. Für dieses Vorhaben, das man im Geheimen schon lange verfolgt, hat man am Rheinweg zuerst ein Wohnhaus abgerissen und ein anderes bewusst verrotten lassen, beides übrigens große schöne Gebäude aus der Gründerzeit, die in der Südstadt Millionen kosten würden und natürlich unantastbar wären. Also erst wird Wohnraum vernichtet, und jetzt die Kleingartenanlage, die grüne Lunge von Kessenich. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Wer hat denn für diese Schweinerei die Hand aufgehalten? Leben wir in einer Bananen-Republik?
3. Damit man diese zwischen Stadt und Konzern ausgekungelten Pläne tunlichst nicht gefährdet, werden die Betroffenen nicht informiert und zu der Bürgerversammlung zu diesem Thema erst gar nicht eingeladen. Sie findet am Montag, dem 15. Dezember, in der Aula des Friedrich-Ebert-Gymnasiums, Friedrich-Ollenhauer-Straße 3, um 18 Uhr statt. Also schön weit draußen, damit keiner so leicht hinkommt. Man kennt auch diese alten Tricks ..
Die Gartenfreunde wehren sich und brauchen Verbündete!
bp
Meine Sorge ist nicht rational, sondern höchst persönlich, nostalgisch, sinnlich. Ich sehe die 70-jährige, die fast täglich von ihrer Wohnung im Saarweg in ihren Schrebergarten neben der Bahn geht und die mich, einen großen, fremden Mann, ohne zu zögern einlässt, damit ich Brombeeren naschen, ihre Gemüsebeete bewundern und mein Kalenderfoto (Juli 2012) machen kann. Ich denke an die Saatkrähen, die im Winter die Gärten bevölkern und von Walnüssen leben. Ich denke an den Girlitz, der den Gesetzen der Aerodynamik trotzend durch die Luft torkelt und sich anhört, als ob jemand in einem Eimer Glasscherben rührt. Der sich genau über mich in einen Baum setzt und im selben Moment auf mein Hemd kackt. Ich denke an die Kinder, die bei Opa im Garten Erbsen und Beeren probieren und schaukeln können. Ich sehe mich 1962 mit meiner Mutter auf die Fußgängerbrücke über die Bahn steigen und warten bis ein Zug kommt und der Dampf und Rauch der Lokomotive uns für Sekunden einhüllt. So einfach ist das.