Bonn hatte mal einen Schriftzug, der war einzigartig, ungewöhnlich, ziemlich bekannt, ein bisschen frech und sexy sogar. Er passte zum Karneval (Bützchen) und zur Musenstadt, also machte irgendwie Sinn. Doch die Stadt besaß nicht die Rechte auf ihr eigenes Logo. Logo! Sie musste sich was anderes ausdenken. Ein aufmerksamer Verwaltungmitarbeiter sah irgendwann im Vormittagsfernsehen die VW-Werbung („Das Auto“). Gesagt, getan, Bonn war nun „Die Stadt“.
Die meisten Stadtmitarbeiter fuhren sowieso Golf.
Aber dann kam blöderweise diese unappetitliche Geschichte mit der Dieselsoftwareschummelei. Nein, mit sowas will man in Bonn nichts zu tun haben. Da brach man lieber in höchster Not eine recht unerfreuliche Kampagne vom Zaun. Die hieß: „Freude. Joy. Joie.“ Nun wurden Leute wie der völlig ahnungslose Soulsänger James Brown eingespannt (der war wahrscheinlich mal in der Beethovenhalle aufgetreten) und abertausende von Grinsemaries und Grinsepeter auf unschuldige Passanten losgelassen. Das sollte angeblich etwas mit Beethoven zu tun haben. Der kann sich ja selbst gegen den größten Blödsinn nicht mehr wehren. Noch nicht mal gegen falsche Beethoven-Freunde ..
Aber dann kam Ritter Jürgen, also Ex-OB Nimptsch, der wollte sich und anderen am Ende seiner ohnehin schon glorreichen Amtszeit noch einen ganz ganz großen Traum erfüllen. Er wollte geküsst werden und dafür den Gral finden, in dem der uralte geliebte und so lange verschollene Bonner Kussmund verborgen lag. Aber da er eigentlich doch keine richtige Lust zum Suchen hatte, erinnerte er sich einfach an seine Zeit als Schulrektor, als er die Nachsitzer immer dazu verdonnert hatte, was Kreatives zu gestalten. Das war pädagogisch sehr wertvoll. Und an einen dieser Nachsitzer, der ihm noch heute dankbar ist, hat er sich dann wohl noch namentlich erinnert und gefragt, ob er ihm nicht vielleicht mal ein neues Kussmund-Logo zusammenfrickeln könnte. Und der hat das dann tatsächlich hingekriegt. Hat gar nicht lange gedauert.
Vorstellen musste den neuen Kussmund, bei dem der Nachsitzer (der hier namentlich nicht genannt sein möchte) sich wirklich total viele Mühe gegeben hat, allerdings der neue OB, Herr Ashok-Alexander Sridharan. Der konnte sich jetzt mit fremden Federn schmücken. Wie ungerecht. Und tat das gleich auf seinem Hemdkragen. Dem namenlosen Nachsitzer war übrigens noch was eingefallen. Dass Beethoven auch mit „B“ anfängt, wie Bonn. Clever, nicht! Das ist der Stoff, aus dem Kampagnen gemacht werden. Ich sehe sie schon vor mir: „Blöd. Daft. Bête. Bonn.“ Einfach grandios. Und hört sich „Bête“ nicht sogar ein bisschen wie Beethoven an? Was wurde Ludwig van nur dazu sagen? bp