Unfälle an der teuren Hofeinfahrt

Pseudokreisverkehr an der B9 mit künstlerischer Stadtbildverschönerung (Foto GA, Bongartz)

Dass der Kreisverkehr zwischen Museumsmeile und Posttower in Wirklichkeit keiner ist – bonnweh berichtete mehrfach -, hat sich inzwischen herausgestellt. 40 Unfälle in einem Jahr sind ja kein Pappenstiel. Reaktion der Verkehrsfachleute: mehr Schilder und zwar in Form sogenannter „Schilderbrücken“, also wie auf der Autobahn. Die denkbar teuerste Problemlösung. Zu den etlichen Millionen, die hier im asphaltierten Boden ruhen, käme noch einmal knapp eine Million dazu. Das kurbelt die Wirtschaft an.

Doch Rettung naht: Es gab es einen Aufschrei des Rates dieser Stadt, der das Bild derselben gefährdet sah. Ein überraschendes Argument, das am Kern der Sache verbeigeht (was im Rat sonst noch nie passiert ist).

Nun haben Leser des General-Anzeigers mal darüber nachgedacht (GA 4.2.17, Seite 38). „Schon als der Kreisel fertig war“, schreibt einer, „habe ich mich gefragt, wer so etwas planen und auch noch bauen darf: Ein Kreisel mit aufwendiger Ampelanlage (eigentlich ein Widerspruch in sich)“. Und eine Leserin empfiehlt: „Haben Sie vielleicht schon einmal daran gedacht, dass es vielleicht an der überhöhten Geschwindigkeit liegen könnte, mit der die meisten Autos auf den Kreisel zufahren?“ Sie empfiehlt „Geschwindigkeitskontrollen“. Ein bedenkenswerter Ansatz, der jedoch zu kurz greift. Denn die Leserin, die leider nicht bonnweh liest, kann nicht wissen, dass der Kreisverkehr gar keiner ist. Es handelt sich ja bekanntermaßen in erster Linie um die halt etwas aufwendig geratene Hofzufahrt der Deutschen Post. So ist das eben am Hofe zu Bonn. Die Herren wollen in ihren schwarzen Karossen standesgemäß vorfahren beziehungsweise vorgefahren werden.

Das Thema hat natürlich noch eine andere Dimension, die mit der vom General-Anzeiger diagnostizierten „Verwirrung“ zu tun haben dürfte. Nämlich die Gewöhnung an die allgegenwärtige Überregelung unseres Lebens und den damit nahezu unvermeidlich einher gehenden Symptomen: chronischer Mangel an Selbstdenkbereitschaft und Frühverkalkung. Da fällt dann das Denken schwer. Und hat schon ganz andere Katastrophen verursacht. Ich empfehle den Film Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam.     bp

 

Dieser Beitrag wurde unter aufreger, bonnbewußtsein, lieblingsorte, stadtbild, stadterfahrung veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.